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testberichte

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Die meisten Interessenten für HiFi- und Heimkinoprodukte sind von dem Angebot am Markt überwältigt und versuchen vor allem, sich über das Lesen von so genannten Fachzeitschriften wie STEREO, AUDIO/stereoplay usw. oder entsprechenden Online-Portalen wie audio.de, fairaudio, Area-DVD etc. einen Überblick zu verschaffen. Oftmals wird dann die Kaufentscheidung danach getroffen, welche Lautsprecher dort Testsieger wurden oder wie viele Punkte oder Prozentwerte sie auf einer Skala des jeweiligen Magazins erreichen.

So gut wie alle erfahrenen Nutzer des Hifi-Forums sind diesen Testberichten gegenüber sehr kritisch eingestellt - und das ist noch freundlich formuliert. Das hat vor allem zwei Gründe:

Klang ist Geschmackssache und raumabhängig

Es gibt nicht den guten Klang, der allen gefällt. Jeder Mensch empfindet Klang unterschiedlich. Der eine hat gern viel Bass, der andere empfindet das als Gedröhne. Manche mögen sehr präsente Höhen und empfinden deren Fehlen als dumpf, andere wiederum sind von diesen Höhen sehr schnell genervt oder bekommen sogar Ohrenschmwerzen. Wiederum andere wollen einen klaren, dynamischen Klang in den Mitten, andere wollen eher runden, warmen Klang. Hinzu kommt, dass Lautsprecher immer mit dem Raum interagieren und sich vernünftig aufstellen lassen können müssen.

Die Jagd nach Testsiegern ist daher kein geeignetes Mittel, gute Komponenten für die persönliche Situation zu finden. Geschmack (auch bezüglich der Optik der Geräte), Hörraum, Aufstellmöglichkeiten und Nutzung sind hierfür viel zu individuell. Es nützt einem nichts, wenn ein Restaurantkritiker eine Haut-Cuisine-Entenbrust an Orangensauce in den Himmel lobt, wenn man dann feststellt, dass die Orangensauce Kümmel enthält, den man auf den Tod nicht ausstehen kann, und zudem die Portion viel zu klein ist, um den Bärenhunger zu stillen.

Natürlich bestehen gute Tests nicht nur aus frei geschriebenen Schwurbeltexten - einige Zeitschriften berufen sich auch auf technische Daten oder machen Frequenzgangmessungen. Diese Elemente sind durchaus brauchbar und sehr hilfreich! Wenn man weiß, das man eher höhenavers ist, dann kann man Lautsprecher mit einer starken Hochtonanhebung direkt ausschließen. Und die Erklärung bestimmter Funktionen und Ausstattungsmerkmale hilft ebenfalls.

Aber den größten Teil machen fast immer freie Texte aus, in denen der Autor seine persönlichen Höreindrücke schildert und aufgrund dieser zu einer ominösen und nicht nachvollziehbaren Bewertung kommt.

Wirtschaftliche Verflechtung

Die meisten Leser glauben, dass Tests in Zeitschriften ein unabhängiger Service im Dienst der zahlenden Leser sei. Für die meisten Testzeitschriften wie test, Ökotest, Autozeitschriften usw. mag das auch überwiegend zutreffen. Hier wird überwiegend anhand objektiver und nachvollziehbarer Kriterien getestet.

In der Audiowelt ist das leider aber nicht der Fall. Die oben bereits erwähnte Subjektivität führt dazu, dass man sogar ein miserables Produkt fantastisch bewerten kann, ohne dass einem Manipulation oder Verfälschung nachgewiesen werden könnte. Den meisten Kunden fehlt zudem der Marktüberblick, sie vertrauen auf die getätigten Aussagen und zweifeln eher an ihnen selbst als am Testbericht, wenn der hochgelobte Lautsprecher in ihren Ohren gar nicht so toll klingt.

Auch ist zu beobachten, dass in diesen Berichten fast immer folgende Regeln eingehalten werden:

  • Nachfolgemodelle sind immer deutlich besser als ihre Vorgänger - selbst dann, wenn diese eindeutig technische Verschlechterungen sind und nur dem Hersteller Kosten sparen.
  • Teure Produkte sind immer besser als billige - was bei weitem nicht immer der Fall ist.

Warum ist das so?

Audiozeitschriften leben von den Verkaufserlösen und von den Anzeigen der Hersteller.

Anzeigen

Man mag darüber spekulieren, ob es Zufall ist, dass die Produkte der größten Anzeigenkunden fast immer auch besonders toll abschneiden. Es muss auch gar keine expliziten Absprachen geben, um hier einen Zusammenhang herzustellen. Es reicht bereits die natürliche Hemmschwelle, über einen Hersteller, von dem man letztlich einen guten Teil seines Gehalts bekommt, kritisch zu urteilen. Das führt dazu, dass es fast nie schlechte Testberichte gibt. Mitunter kann man mit viel Erfahrung etwas zwischen den Zeilen lesen, ähnlich den euphemisitschen Formulierungen in Arbeitszeugnissen. Wenn man doch mal gelegentlich etwas schlechtes liest, dann ziemlich sicher über einen Hersteller, von dem man auch auf lange Sicht keine Aufträge erwartet.

Verkaufserlöse

An einem Käufer, der einmalig einen Lautsprecher kauft und sich dafür ein oder zwei Zeitschriften kauft, verdient man nicht viel. Man braucht Leser, die viele Jahre als Abonnenten bei der Stange bleiben. Daher gilt es, deren Kaufinteresse an Hifi-Produkten ständig aufrecht zu erhalten.

Der beste Weg dazu ist, Hifi möglichst kompliziert zu machen. Denn je komplexer die Materie, desto mehr muss man lesen, und desto mehr muss man kaufen, testen, vergleichen - wovon auch wieder die Anzeigenkunden profitieren.

Also wird jedes am Markt erhältliche Produkt als wahnsinnig wichtig eingestuft. Nicht nur Lautsprecher, wo es ja völlig richtig ist, auch Verstärker (nur mit Einschränkungen von Bedeutung), CD-Player, A-Wandler, und selbst eindeutigen Voodoo-Sachen wie Kabeln, Klangschalen und Netzleisten werden unglaubliche klangliche Wirkungen zugeschrieben. Dazu wird auch die angebliche klangliche Überlegenheit von Plattenspielern kultiviert, obwohl diese im Sinne einer möglichst naturgetreuen und unverfälschten Wiedergabe niemals an digitale Quellen wie CDs oder MP3 herankommen. Doch sind Plattenspieler ideal für die Auflagensteigerung und das Anzeigenvolumen, da man für Plattenspieler, Tonabnehmer, Vorverstärker usw. zum einen wieder jede Menge auszuwählen und zu lesen hat, und zum anderen für guten Klang viel mehr Geld ausgeben muss als mit einem schnöden CD-Spieler.

Hingegen werden andere Möglichkeiten der Klangoptimierung, die viel einfacher und billiger sind und erwiesenermaßen tatsächlich einen großen Einfluss auf den Klang haben, weitgehend ignoriert: Nämlich Raumakustik und Klangveränderer. So wird es regelmäßig als absolut tabu angesehen, dem Wunsch nach mehr Bass durch einem Griff an den Klangregler nachzukommen - das machen nur Ignoranten. Nein, vielmehr wird dazu angeregt, das Ergebnis durch die Wahl eines anderen Verstärkers zu erzielen - obwohl kein Verstärker der Welt auch nur annähernd so viel mehr Bass liefert wie ein nur minimal verstellter Klangregler.

Auch die unbestreitbaren Vorteile der Raumeinmessung werden regelmäßig nur für Heimkinoanwendungen besprochen - für das Hören von Stereomusik hingegen wird das Thema weitgehend tabuisiert.

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testberichte.1429529845.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/02/06 16:01 (Externe Bearbeitung)