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- Allgemeines Wissenswertes
Als Verstärker bezeichnet man im Hifi-Bereich in der Regel ein Gerät, das das relativ schwache Signal, das die üblichen Quellgeräte wie CD-/DVD-BluRay-Spieler, MP3-Player, Laptops, Tapedecks, Spielkonsolen, Plattenspieler usw. liefern, in ein stärkeres Signal umwandelt, das genügend Leistung hat, um die Membrane der Lautsprecher so in Bewegung zu setzen, dass die gewünschte Lautstärke erzielt wird.
Allerdings ist der Begriff nicht scharf umrissen. Zum einen bieten die meisten Verstärker noch zahlreiche weitere Funktionen, insbesondere eine Lautstärkeregelung, Klangveränderer (z. B. Bass- und Höhenregler, Loudness, Equalizer, Raumkorrektursystem, …), D/A-Wandler, Quellenwahl usw. Zum anderen werden genau diese Zusatzfunktionen zusammen genommen als „Vorverstärker“ bezeichnet, obwohl hier nicht oder fast nicht verstärkt wird, sondern vorrangig im Gegenteil das Signal (vor allem durch den Lautstärkeregler) gedämpft wird. Der ebenfalls übliche Ausdruck „Vorstufe“ trifft es daher wesentlich besser.
Die Verwirrung wird auch noch dadurch komplett, dass man noch ein anderes Gerät als Vorverstärker bezeichnet, nämlich eines, das die Signale vom Tonabnehmer eines Plattenspielers verstärkt und entzerrt. Dies ist notwendig, da Tonabnehmer nur sehr schwache und aufgrund ihrer Mechanik zudem nicht lineare Signale liefern. Der Klarheit halber sollte man hierfür die Bezeichnung „Phono-Vorverstärker“ oder kurz „Phono-Pre“ bevorzugen, das vermeidet Verwirrungen. Phono-Pres können im Plattenspieler eingebaut sein (selten) oder in einer Vorstufe oder als eigenes Gerät dazwischen.
Im Folgenden werden wir daher „Vorverstärker“ gar nicht mehr verwenden, sondern der Klarheit wegen nur von „Vorstufe“ und „Phono-Pre“ reden.
Die eingangs genannte eigentliche Kernaufgabe eines Verstärkers bezeichnet man auch als „Endstufe(n)“ oder „Leistungsverstärker“. Eine reine Endstufe hat normalerweise keine Schalter oder Regler außer einem Ein-Aus-Schalter und manchmal noch Lautsprecherumschalter für den alternierenden oder gleichzeitigen Betrieb von mehreren Lautsprechern an einem Kanal.
Befinden sich Leistungsverstärker und Vorstufe in einem Gerät, so nennt man dieses „Vollverstärker“. Dieser Gerätetyp ist im Einsteiger- und Mittelklassebereich fast ausschließlich anzutreffen. In höheren Preisregionen werden Vorstufe und Endstufe oft auch als getrennte Geräte angeboten. Kurioserweise sind reine Vorstufen in der Regel teurer als etwa gleich ausgestattete Vollverstärker, obwohl sie eigentlich nichts anderes sind als Vollverstärker ohne Endstufen. In diesen Fällen ist oft statt einer dedizierten Vorstufe ein Vollverstärker sinnvoller, bei dem man das Signal vor den Endstufen abgreifen kann („Pre-Out“) und so die Endstufen ungenutzt lässt.
Wenn in einem Vollverstärker auch noch ein Tuner für den Radioempfang eingebaut ist, spricht man meist nicht von einem Verstärker, sondern von einem „Receiver“. Da die Bedeutung des klassischen Radios abnimmt und stattdessen Internetradio und andere Streamingfunktionen in den Vordergrund rücken, nennt man auch solche Geräte „Receiver“, in der Regel mit einem klärenden Vorsatz: „Netzwerk-Receiver“.
Technisch betrachtet gibt es heutzutage zwei relevante Verstärkertechnologien: Transistorverstärker und Röhrenverstärker.
Kernelement der Transistorverstärker sind, nomen est omen, Transistoren, kleine, kompakte Halbleiter, die die Signalverstärkung übernehmen. Transistorverstärker kamen in den 1960er-Jahren auf und verdrängten recht schnell die bis dahin üblichen Röhrenverstärker. Geschätzt weit über 99 % der heute verkauften Audioverstärker sind Transistorverstärker. Sie stecken in praktisch allen AVR und den mit Abstand meisten Stereoverstärkern.
Es existieren verschiedene Betriebsarten, die in der Regel als „Class-“ gefolgt von einem oder zwei Buchstaben bezeichnet werden. Die wichtigsten sind Class-A, Class-B, Class-AB (eine Kombination der beiden erstgenannten) und Class-D. (Siehe zum Beispiel http://www.fairaudio.de/hifi-lexikon-begriffe/verstaerker-klassifizierungen.html.)
Bei Röhrenverstärkern übernimmt eine Elektronenröhre die eigentliche Verstärkung, also meist luftleere oder gasgefüllte Glaskolben mit Elektroden.
Früher waren praktisch alle Audioverstärker Röhrenverstärker. Doch durch die zahlreichen Vorteile der aufkommenden Transistorverstärker wurden sie bis zu den frühen 1970er-Jahre fast vollständig vom Markt verdrängt.
Jedoch ist seit einiger Zeit wieder ein Retrotrend zu beobachten. Insbesondere in der High-End-Szene ist das Angebot an Modellen wieder gestiegen, in Audiozeitschriften, auf HiFi-Messen und in den Verkaufsräumen der Händler befinden sich zunehmend mehr Röhrengeräte, und viele High-End-Fans halten sie für das ultimative Klangerlebnis.
Subjektiv kann man das individuell so empfinden. Und natürlich verströmen die warm glimmenden Röhren eine Aura der Wärme und Nostalgie, an der man durchaus Freude haben kann. Objektiv-nüchtern betrachtet spricht jedoch sehr wenig für einen Röhrenverstärker, da sie technisch gesehen fast nur Nachteile haben:
Zusammenfassend kann man sagen, dass Röhrenverstärker Besitzer mit einem Faible für Nostalgie durchaus Freude machen können, und möglicherweise auch dem einen oder anderen klanglich gut gefallen. Wer aber einfach nur an möglichst klarem naturgetreuem Klang interessiert ist oder ein im Alltag unkompliziertes und pflegeleichtes Gerät sucht, ist mit einem Transistorverstärker besser bedient.
Grundsätzlich teilt sich die Welt der Verstärker in zwei Geräteklassen (es gibt noch andere Formen, auch Mischformen, aber diese sind seltener):
Dies ist eine oft gestellte und diskutierte Frage im Hifi-Forum. In den sogenannten „Fachzeitschriften“ sowie von Verkäufern wird sehr oft behauptet, AVR seien nur für die Filmwiedergabe oder Mehrkanalmusik geeignet, für Stereomusik erzielten Stereoverstärker weitaus bessere Ergebnisse. Viele Konsumenten kaufen sich daher sogar zwei Verstärker (Stereo und AVR) samt komplizierter Verkabelung oder Umschaltern, um je nach Tonmaterial den einen oder anderen Verstärker zu benutzen.
Auch wenn das Thema umstritten ist und einige Leute darauf schwören: Solche Setups sind fast nie sinnvoll. Die oben genannte Behauptung von Zeitschriften und Verkäufern ist zumindest in der meist vorgebrachten Pauschalität ebenso Unsinn. Man kann darüber spekulieren, ob die Behauptung aus Unwissenheit nachgeplappert wird, ob sie auf Erfahrungen aus früheren Zeiten gestützt ist, als tatsächlich manche AVR qualitative Mängel hatten (und im Billigsegment mitunter auch heute noch haben), die beim Musikhören deutlicher zutage traten, oder ob sie dreist aus der Motivation erfolgt, mehr Umsatz machen zu können, weil der Kunde so eventuell zwei Verstärker kauft, bzw. bei Hifi-Händlern, die nicht selten wegen der Innovationsgeschwindigkeit und dem Preisverfall gar keine AVR mehr im Angebot haben, überhaupt einen Verstärker bei ihnen kauft. Gerechtfertigt ist sie jedenfalls nur in Ausnahmefällen.
Grundsätzlich ändern sich die Anforderungen an einen Verstärker nicht dadurch, dass man Musik statt Filmton verstärken will, erst recht nicht in der Form, dass Stereomusik höhere Ansprüche stellt. Die Dynamik und der Frequenzgang beim Filmton sind bei Actionfilmen anspruchsvoller als bei der meisten heutigen Musik (siehe Loudness War), noch dazu, wenn dieser gleich über 5 oder 7 Kanäle wiedergegeben werden soll statt nur über zwei. Ein AV-Receiver, der in der Lage ist, fünf oder noch mehr Kanäle in hoher Qualität wiederzugeben, wird dies erst recht auch bei zwei Kanälen tun. Dies gilt insbesondere, weil AVR im Vergleich zur Leistung je Endstufe eine vergleichsweise starke Stromversorgung (Netzteil plus Speicherkondensatoren) benötigen, um für die fünf oder mehr angeschlossenen Lautsprecher ausreichend Strom für die Dynamikspitzen bereitzustellen. Für den Betrieb von nur zwei Lautsprechern ist die Stromversorgung eines AVR daher meist überdimensioniert. Eine ausreichende Stromversorgung ist aber ganz wesentlich für die Fähigkeit des Verstärkers, Lautsprecher in kritischen Bereichen präzise und kraftvoll antreiben zu können, und meistens wichtiger als die nominale Leistung der einzelnen Endstufen.
Hinzu kommt, dass heutige AVR in aller Regel über ein Einmesssystem verfügen, das in der Lage ist, den Frequenzgang am Hörplatz leicht zu linearisieren. Bessere Einmesssysteme sind sogar in der Lage, Raummoden wirksam zu bekämpfen. Diese Technologie beginnt sich bei Stereoverstärkern erst sehr langsam durchzusetzen und ist dort derzeit noch viele tausend Euro teuren Geräten der Luxusklasse vorbehalten. Zwar gefällt nicht jedem das Ergebnis einer solchen Einmessung, aber den meisten schon, und wenn nicht, dann ist es immer noch abschaltbar.
Ein häufiges Argument ist „Ich brauche nur zwei Kanäle, wenn ich ein Gerät mit fünf Endstufen kaufe, dann kann es ja nur 2/5 der Qualität bieten, die ein gleich teures Gerät mit zwei Endstufen hat.“ Diese Annahme ist etwa so sinnvoll wie die, dass eine Limousine mit fünf Sitzen nur 2/5 der Qualität eines gleich teuren Sportwagens mit zwei Sitzen habe. Die Endstufen selbst sind nämlich vergleichsweise billige Transistoren, deren Anzahl keinen signifikanten Einfluss auf die Fertigungskosten hat. Zudem wird der Verkaufspreis nicht allein durch die Fertigungskosten bestimmt, sondern auch durch Vertrieb und Preiskampf. Letzterer ist bei AVR wesentlich höher und hat dazu geführt, dass Hifi-Händler kaum noch AVR führen und höchstens auf Kundenbestellung beschaffen. Der Absatz findet fast nur über Elektromärkte und den Internethandel statt.
Sind AVR also immer besser? Nein, denn diese Pauschalaussage wäre genauso falsch wie die oben kritisierte gegenteilige Behauptung. Stereoverstärker haben unbestritten einige Vorteile:
Umstritten ist, ob AVR klangliche Nachteile aufgrund der komplexen digitalen Signalverarbeitung oder minderwertiger Bauteile haben. Während die digitale Verarbeitung an sich als Ursache aus wissenschaftlicher Sicht weitgehend ausgeschlossen werden kann, sind geringere Qualitätsstandards bei Konstruktion und Fertigung durchaus denkbar. Insbesondere in den Anfangszeiten der AVR gab es hier viele Beschwerden und auch nachweisliche Schwächen bei einigen Geräten. Bei modernen Geräten der großen Markenhersteller (zu denen man die Billigmarke Auna explizit nicht zählen sollte) scheinen solche Schwächen aber weitgehend ausgemerzt zu sein, denn Beschwerden diesbezüglich sind im Hifi-Forum selten geworden. Zumindest kann man nicht von einer generellen Schwäche bei AVR sprechen, denn auch bei Stereoverstärkern gibt es im Billigsegment Fehlkonstruktionen oder Qualitätsmängel.
Wer also glaubt, dass ein AVR, der zum Filmegucken angeschafft werden soll, seine Ansprüche für Musik nicht befriedigen könnte, sollte statt eines zusätzlichen Stereoverstärkers besser zu einem höherwertigen und leistungsstärkeren AVR greifen – das ist in der Regel einfacher in der Bedienung und Einrichtung, platzsparender und meist auch billiger. Und selbst Interessenten, die nur Stereomusik hören wollen, können(!) aufgrund der folgenden Vorteile mit einem AVR besser bedient sein:
Zusammenfassend kann man sagen, dass ein AVR ohnehin sinnvoll ist, wenn man regelmäßig auch Film- oder Fernsehton wiedergeben will. Soll nur oder fast nur Musik gehört werden, hängt die Entscheidung eher davon ab, ob man ein einfaches, hochwertig anmutendes Gerät haben möchte, das nur die Grundfunktionen beherrscht und vermutlich sehr lange in Benutzung bleibt, oder einen elektronischen Alleskönner mit vielfältigen Anschlüssen und Funktionen (insbesondere ein Einmesssystem), der aber ein weniger wertiges Äußeres bietet und vermutlich in spätestens 10 Jahren zum alten Eisen gehört.
Im Hifi-Forum gibt es einen Anfang 2008 gestarteten Thread In welchem Maße gibt es Verstärkerklang?, der sieben Jahre später nach 26401 Beiträgen endgültig geschlossen wurde. Ein Konsens konnte nie erzielt werden, die Diskussionen drehten sich zum Schluss immer nur im Kreis, und die gestellte Frage wird wohl nie abschließend beantwortet werden können.
Das Thema ist umfangreich und komplex, daher soll hier nur zusammenfassend ein Statement wiedergegeben werden, dem sich wohl die überwiegende Mehrheit der regelmäßigen Nutzer im Hifi-Forum anschließen kann: Wenn es überhaupt hörbare Unterschiede zwischen verschiedenen Verstärkern gibt, die für den Anwendungsfall genügend leistungsfähig und laststabil sind, nicht grob fehlkonstruiert wurden und auch keine Ausnahmetechnologien wie zum Beispiel Röhren verwenden, dann sind diese vernachlässigbar gering (natürlich nur, solange nicht gezielt Klangveränderer wie Bassregler, Loudnesstasten oder Einmesssysteme benutzt werden). All die Schwurbeltexte aus den Testberichten, die angeblich tiefe Bühnenstaffelung, die konturierten Timbres bei Männerstimmen, die Luftigkeit der Streicher und weitere Floskeln, die dort beschrieben werden, erreicht man mit jedem hinreichend leistungsfähigen Verstärker gleichermaßen, egal, ob er 200 € oder 2.000 € oder noch viel mehr kostet.
Die von Verkäufern, Freunden und Kollegen zugeraunten Geheimtipps, dass Yamahas eher hell klingen oder Rotels besonders warm oder was auch immer: Vergesst sie! Es gibt (fast) keine hell, dunkel, warm oder kalt klingenden Transistorverstärker.
Zum einen wäre zunächst die Frage zu klären, ob es ein AVR oder ein Stereoverstärker sein soll. Die wichtigsten Entscheidungskriterien wurden ja im vorigen Abschnitt benannt.
Doch auch wenn man sich hier entschieden hat, steht man vor einer unüberschaubaren Produktpalette.
Die gute Nachricht: Dass es Verstärkerklang praktisch nicht oder wenigstens fast nicht gibt, vereinfacht die Entscheidung ungemein. (Die Hifi-Industrie einschließlich der Zeitschriften hasst übrigens Einfachheit, denn man kann viel besser verdienen, wenn das Thema möglichst kompliziert bleibt. Ein Grund übrigens, warum Testberichte nicht die Bohne als Entscheidungshilfe geeignet sind.)
Die schlechte Nachricht: Es bleibt dennoch nicht trivial. Denn neben den offensichtlichen Entscheidungskriterien Ausstattung, Design und haptische wie technische Qualität ist je nach Lautsprecher und gewünschtem Maximalpegel die Leistung ein ganz wesentliches Entscheidungskriterium. Wer aber nun glaubt, er müsse hierfür nur die Wattzahlen vergleichen, der täuscht sich. Warum, und was man tun kann, wird auf der Seite Welche Leistung brauche ich? beschrieben.