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Gebrauchtkauf

Wer für wenig Geld besten Klang will, kommt mit Gebrauchtware oft erheblich weiter. Dies gilt insbesondere für Lautsprecher und normale Stereoverstärker. Hier gibt es seit Jahrzehnten kaum noch technischen Fortschritt, und die Geräte sind meistens sehr langlebig. Viele High-End-Geräte aus den Siebzigern bis Neunzigern, die damals noch viele tausend oder gar zigtausend Mark gekostet haben, funktionieren wie am ersten Tag und sind von privat heute für unter hundert bis wenige Hundert Euro zu bekommen.

Vor- und Nachteile

Allerdings hat der Gebrauchtkauf auch seine Tücken:

  • Der erste Nachteil ist offensichtlich: Es gibt beim Kauf von privat in der Regel keine Gewährleistung, keine Garantie und keine Kulanz. Beim Kauf vom Händler gibt es immerhin eine einjährige Gewährleistung, aber auch noch weniger als die zwei bis drei Jahre Garantie, die viele Hersteller bieten.
  • Andererseits tun diese Geräte oft seit Jahrzehnten klaglos ihren Dienst, und es ist daher auch nicht allzu wahrscheinlich, dass sich dies plötzlich in den ersten beiden Jahren nach dem Kauf ändern sollte. Ein Defekt kurz nach Ablauf von Garantie und Gewährleistung könnte bei einem ähnlich bepreisten Neugerät der Einsteigerklasse sogar wahrscheinlicher sein als bei einem alten, soliden High-End-Gerät.
  • Etwas schwerwiegender ist daher das Problem, dass der Gebrauchtkauf sehr zeitintensiv ist, insbesondere, wenn man Neuling auf dem Gebiet ist. Man findet im Netz kaum Informationen über die angebotenen Produkte, muss sich lange durch Kleinanzeigen und Internetauktionen suchen. Bei Lautsprechern geht zudem nichts ohne probehören, und hier muss man für jedes Angebot einen Termin vereinbaren, hinfahren und zurückfahren, man hört jeden Lautsprecher in einem anderen Raum und mit großem zeitlichen Abstand, und ein Probehören im eigenen Raum ist in der Regel auch nicht möglich.
  • Technisch sind die alten Schätzchen oft noch auf der Höhe der Zeit (viele sagen sogar, sie seien besser als heutige Geräte), aber das Design hat sich stark weiter entwickelt. Der WAF dieser Klassiker ist in der Regel bescheiden, und auch bei einem Hang zum Retrodesign sind nur wenige Produkte harmonisch in ein modernes durchgestyltes Wohnzimmer zu integrieren.

Wo kann ich Gebrauchtware kaufen?

Kauf von privat oder vom Händler

Zunächst gibt es zwei Gruppen von Verkäufern: Privatverkäufer und Händler.

  • Beim Kauf von privat sind Schnäppchen am ehesten möglich. Die Verkäufer vor allem von etwas exotischerer Ware stehen oft nur einer geringen Zahl an Interessenten gegenüber, und stehen möglicherweise unter Verkaufsdruck, weil sie den Platz oder das Geld brauchen. Die Aussicht, eventuell viele Wochen auf den nächsten Interessenten warten zu müssen, steigert womöglich die Bereitschaft zu deutlichen preislichen Zugeständnissen. Auch kann man Glück haben und auf Verkäufer treffen, die den Marktwert ihrer Produkte zu gering einschätzen (meist ist allerdings eher das Gegenteil der Fall). Vorteilhaft ist auch, dass sich fast alle Privatangebote in den bekannten Seiten im Internet finden.
  • Der Kauf vom Händler hat den Vorteil, dass dieser oft mehrere Produkte zur Auswahl hat, die man nebeneinander hören und vergleichen kann. Zudem hat ein seriöser Händler die Produkte überprüft und ggf. notwendige Wartungen und Reparaturen erledigt - dies dient auch dem Eigeninteresse, da er in Deutschland gesetzlich gegenüber Verbrauchern zu einer mindestens einjährigen Gewährleistung verpflichtet ist. Manche Händler übernehmen sogar freiwillige Garantien. Händler erlauben zudem anders als Privatverkäufer meist auch ein Probehören zuhause. Der Nachteil dieser Variante ist der tendenziell höhere Preis, denn Beratung und Service will bezahlt werden. Zudem stellen nicht alle Händler ihre Angebote in die üblichen Verkaufsportale, so dass man die einzelnen Websites der Händler abrufen, dort anrufen oder sogar vorbei fahren muss, um zu erfahren, was sie verkaufen.

Mitunter verkaufen Händler Geräte auch „im Kundenauftrag“. Hier sollte man vorsichtig sein, denn oft ist dies nur der Versuch, die gesetzliche Gewährleistung zu umgehen, indem der Händler nur als Vermittler auftritt und der Verkäufer eine Privatperson ist.

Wo finde ich Angebote?

Das mit Abstand größte Angebot findet sich natürlich im Internet. Bekannte Quellen von Angeboten sind:

  • Der Marktplatz im Hifi-Forum - Angebote von privaten Nutzern des Hifi-Forums.
  • audio-markt.de: Das größte deutsche Spezialportal für Hifi-Produkte. Viele Angebote von privaten und gewerblichen Anbietern, vor allem viele High-End-Produkte. Massenware ist hier selten zu finden.
  • Kalaydo Kleinanzeigenportal ohne Spezialisierung, ausgerichtet auf regionale Angebote mit Selbstabholung; von Versandkauf ist aus Sicherheitsgründen dringend abzuraten.
  • eBay Kleinanzeigen: ähnlich wie Kalaydo, dieselbe Warnung gilt auch hier, hier tummeln sich noch mehr Versandbetrüger.
  • eBay kennt wohl jeder. Hier kann man bei entsprechender Obacht auch einigermaßen sicher per Versand kaufen.

Wenn man in den Kleinanzeigenportalen kauft und die Ware versendet werden soll, empfiehlt sich eine Bezahlung per Paypal um das Risiko zu minimieren.

Besonderheiten je nach Produkt

Lautsprecher

Lautsprecher eignen sich im Allgemeinen sehr gut für den Gebrauchtkauf. Sie sind sehr langlebig und halten meist problemlos 20 bis 50 Jahre. Zudem hat es in den letzten Jahrzehnten fast keinen technischen Fortschritt mehr gegeben, weswegen frühere High-End-Produkte nicht schlechter klingen als heutige.

Ihre größte Schwachstelle sind die Sicken der Chassis. In preiswerteren Lautsprechern wurden früher häufig Schaumstoffsicken verbaut, die mit der Zeit spröde werden und brechen können. Gummisicken halten hingegen nahezu ewig und sind auch Standard bei höherwertigen Lautsprechern. Bei persönlicher Begutachtung lässt sich das sehr einfach feststellen.

Defekte Sicken können meist auch relativ preiswert ersetzt werden. Es gibt diverse Dienstleister, die defekte Sicken gegen neue austauschen. Meist hat man danach viele Jahre ungetrübte Freude mit den Lautsprechern.

Ein anderer möglicher Defekt sind die Frequenzweichen, vor allem die Kondensatoren. Hier sind Defekte schwerer zu erkennen, allerdings zum Glück meist auch relativ preiswert zu beheben.

Verstärker

Verstärker sind im Schnitt nicht so langlebig wie Lautsprecher; kritische Punkte sind zum einen die mechanischen Potentiometer von Drehreglern für Lautstärke, Bass usw. und zum anderen Kondensatoren, die je nach Bauweise nach langer Zeit austrocknen können. Dennoch gibt es ein gutes Angebot von sehr soliden Verstärkern, die auch nach Jahrzehnten noch gut funktionieren. Zudem ist auch hier der technische Fortschritt gering. Neuerungen wie Digitaleingänge lassen sich durch preiswerte externe Wandler ergänzen.

AV-Receiver sind sowohl vom Werteverfall aufgrund technischen Fortschritts als auch von der Gefahr eines Defekts erheblich mehr betroffen. Die großen Hersteller bringen jedes Jahr neue Modelle auf den Markt, mit jeweils neuen Features und Anschlüssen. Nach fünf bis zehn Jahren sind die Geräte daher veraltet und in Verbindung mit einem modernen Gerätepark kaum zu gebrauchen. Zudem ist aufgrund der erheblich höheren technischen Komplexität das Risiko von Defekten deutlich größer. Bei Einsteigergeräten kommt ein solcher Defekt dann in der Regel einem Totalschaden gleich. Andererseits spiegelt sich dies auch im Preis wieder. Wer daher auf die neuesten technischen Features verzichten kann, bekommt sehr ordentliche und leistungsfähige Geräte nach einigen Jahren bereits zu einem Bruchteil des Neupreises. Selbst im Falle eines Defekts hat man damit unter Umständen viel Geld gespart, denn wenn man für ein ähnlich leistungsstarkes Neugerät das fünffache zahlt, kann man ein defektes Gerät für das gesparte Geld gleich mehrfach ersetzen. Bei einem gebrauchten AVR sollte man darauf achten, dass das komplette Zubehör (wichtig: Einmessmikrofon) vorhanden ist.

CD-/DVD-/BluRay-Player

Wer nur auf gutes Bild und guten Ton aus ist, kann mit Gebrauchtware nicht sehr viel sparen, da bereits die billigsten Neugeräte für unter 100 € in dieser Hinsicht quasi perfekt sind. Anders sieht es aus, wenn man auf Optik und Haptik, hochwertige Gehäusefronten, schnelle und einfache Bedienung usw. setzt; diese sind oft nur bei hochpreisigen Geräten gegeben. Wenn ein solches Gerät auf dem Gebrauchtmarkt mit den gewünschten Ausstattungsmerkmalen günstig angeboten wird, kann man meist recht bedenkenlos zuschlagen. Defekte sind vergleichsweise selten und angesichts geringer Preise im Notfall auch relativ leicht zu verschmwerzen.

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