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Bi-Wiring und Bi-Amping

Viele Hifi-Lautsprecher verfügen heutzutage über zwei Paar Lautsprecherklemmen. Dies soll Bi-Wiring und Bi-Amping ermöglichen, und von vielen Zeitschriften und Verkäufern wird dies empfohlen.

Nach herrschender Meinung im Hifi-Forum ist dies Unsinn. Es gibt für Heimanwender im Normalfall keinen Grund für eine solche Verkabelung.

Für 99 % aller normalen Anwender gilt daher:
Finger weg von Bi-Amping und Bi-Wiring!

Man handelt sich dadurch, wenn sich nicht auskennt und nicht einige Dinge beachtet, eher Nachteile als Vorteile ein. Wer sich damit begnügt, kann hier aufhören zu lesen. Für die anderen folgt eine ausführlichere Erläuterung.

In der Regel sind die beiden unteren Anschlussklemmen mit dem Basslautsprecher verbunden, die beiden oberen mit den Mittel- und Hochtönern. Dadurch wird es möglich, diese beiden Bereiche getrennt mit Signalen zu versorgen. Wenn man das nicht will (was praktisch immer der Fall sein sollte), reicht es, das Lautsprecherkabel mit einem der beiden Anschlusspaare zu verbinden und die beiden Anschlusspaare mit den mitgelieferten Brücken zu verbinden. (Fehlen die Brücken, gehen zwei kurze Kabelstücke ebenso gut.)

Bi-Wiring

Bei Bi-Wiring werden die Anschlussbrücken an der Lautsprecherbox entfernt und zwei Kabelpaare von jeder Lautsprecherbox zu ein und demselben Verstärker geführt.

Technisch gesehen passiert hier nichts anderes als den Verbindungspunkt zwischen Tieftöner- und Mittel-/Hochtöner-Sektion vom Lautsprecher zum Verstärker zu verlagern. Warum sich dies positiv auf den Klang auswirken soll, weiß niemand. Die immer wieder zu hörenden Berichte über Klangverbesserungen sind eindeutig dem Voodoo zuzuordnen.

Einige Anwender meinen, durch Bi-Wiring könnte man dünnere Kabel nehmen, weil man ja zwei davon hat, und so zum Beispiel mit 2 x 1,5 mm² geringere Dämpfung erreichen als mit 1 x 2,5 mm². Das ist falsch! Der Widerstand eines dünneren Kabels ist immer höher, und für dieselbe Dämpfung muss jedes der beiden Kabel den vollen Querschnitt haben. Das führt sogar dazu, dass sich die Dämpfung verringert, sobald man auch bei Doppelverkabelung die Brücken am Terminal wieder einfügt (also Mono-Wiring mit zwei Kabeln).

Bi-Amping

Beim Bi-Amping werden ebenfalls zwei Kabelpaare je Lautsprecherbox verlegt, jedoch werden diese nicht an denselben Verstärker, sondern an verschiedene Verstärker angeschlossen.

Sinn und Unsinn von Bi-Amping muss man etwas differenzierter betrachten als Bi-Wiring. Es ist nicht grundsätzlich völlig unsinnig, aber doch in den meisten Fällen.

Bi-Amping kommt ursprünglich aus dem PA-Bereich. Die für die Beschallung großer Hallen und Plätze erforderlichen Leistungen konnten kaum für alle Lautsprecher einer Box von einem einzelnen Verstärker bereitgestellt werden. Hinzu kommt, dass der Leistungsbedarf von Basslautsprechern wesentlich höher ist als von Mittel- oder Hochtönern. Deswegen hatte man einen Verstärker für die Basslautsprecher und einen für Mitteltöner usw.

Irgendwann fingen auch vereinzelt Hersteller von High-End-Anlagen an, Bi-Amping zu verwenden. Das kann, wenn man es richtig macht und Lautsprecher und Verstärker genau aufeinander abstimmt, auch Vorteile haben.

Da die Branche ständig auf der Suche nach Verkaufsargumenten war, übernahmen irgendwann mehr und mehr Lautsprecherhersteller doppelte Anschlussterminals in ihre preiswerteren Serien. Das lag auch an der zunehmenden Verbreitung von AVR mit sieben oder mehr Endstufen, von denen zwei oder mehr oft ungenutzt blieben, und was liegt näher, als diese für mehr Power nutzen?

Dabei ist Bi-Amping gerade an einem AVR in der Regel sinnlos. In aller Regel wird die Leistung nicht durch die einzelnen Endstufen begrenzt, sondern durch die zentrale Stromversorgung, die den angeforderten Strom an die Endstufen liefern muss. Wenn die an ihre Grenzen gerät, ist es egal, ob sie den gelieferten Strom über ein oder zwei Endstufen an die Lautsprecherbox liefert.

Im Gegenzug handelt man sich hier sogar eine potenzielle Verschlechterung ein. Es kann nämlich zu Phasenverschiebungen zwischen den Lautsprechern kommen, was zu Auslöschungen und weniger Präzision führt. Um das zu verhindern, kann man Ausgleichswiderstände einfügen. Weil diese Phasenverschiebungen aber bei jeder Kombination aus Lautsprecher und Verstärker anders sind, benötigt man dazu Messtechnik und Know-How, was die meisten Anwender überfordern dürfte.

Nimmt man statt mehrerer Endstufen eines AVR mehrere Verstärker mit eigener Stromversorgung, kann die Leistung tatsächlich verbessert werden. Man muss sich hier aber die Frage stellen, warum man nicht gleich zu einem einzigen leistungsfähigeren Verstärker greift, anstatt zu einer umständlichen Lösung mit mehreren Endstufen. Dieser Weg ist fast immer billiger, komfortabler und sicherer, denn auch hier hat man das Problem der möglichen Phasenverschiebungen. Lediglich für jemanden, der bereits zwei Verstärker besitzt, mag man genügend Vorteile gegenüber einer Neuanschaffung sehen.

Es ist schon bezeichnend, dass auch Günther Nubert 1) (einer der wenigen ehrlichen Realisten unter den Hifi-Herstellern), der seine Lautsprecher überwiegend mit Bi-Amping-Terminals ausliefert, dem normalen Anwender von Bi-Amping und und Bi-Wiring abrät, denn das erfordert für ihn „die Erfahrung von Profis“.

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