Als Voodoo bezeichnet man in Hifi-Kreisen alle Produkte, denen Hersteller, Verkäufer oder Käufer eine Auswirkung auf den Klang nachsagen, ohne dass dies theoretisch (also aufgrund wissenschaftlicher Überlegungen und Erkenntnis) plausibel begründbar ist oder empirisch (also durch Blindtests belegte Hörbarkeit von Unterschieden) nachgewiesen werden kann.
Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, welche Produkte reines Voodoo sind und welche nicht. Nach weit überwiegender Ansicht der Nutzer im Hifi-Forum zählen dazu aber auf jeden Fall:
teurere
Kabel, die klanglich mehr versprechen als normale Standardware aus Kupfer (Ausnahme: Schallplattenspieler, Mikrofone und in seltenen Fällen Kopfhörer, da hier mit sehr geringen Strömen gearbeitet wird)
teurere CD-/DVD/BluRay-Player bei Nutzung der Digitalausgänge
Hifi-Racks (außer bei Verwendung von Schallplattenspielern)
Vibrationsdämpfer (außer bei Plattenspielern und Lautsprechern)
CD-Matten, -Dämpfer und -Beschwerer (zumindest bei korrekt funktionierenden Geräten)
Klangschalen
CD-Entmagnetisierer
Netzleisten
Kabelunterlagen
-
Geräte, die versprechen, elektrische oder magnetische Felder zu verändern oder zu eliminieren
-
… und viele weitere völlig unnütze Produkte.
Umstritten hingegen sind hörbare Unterschiede bei
Hier kann man zumindest konstatieren, dass die Auswirkungen auf den Klang extrem gering sind und besonders teure Produkte keine nennenswerten klanglichen Vorteile mehr bieten, sofern sie keine speziellen Funktionen zur bewussten Klangveränderung bieten.
Unumstritten Auswirkungen auf den Klang haben
Man sollte eigentlich meinen, dass teure Produkte ohne Einfluss auf den Klang sich gar nicht verkaufen lassen (wenigstens, solange sie nicht andere Vorteile wie Design, Langlebigkeit, Haptik, Statussymbolik, … mitbringen). Doch faktisch floriert dieser Markt, und es gibt zahlreiche Menschen, die hunderte, tausende oder zehntausende Euro für Produkte ausgeben im falschen Glauben, dass diese den Klang verändern.
Das menschliche Gehör ist ein sehr unzuverlässiges Sinnesorgan, was Hörvergleiche anbelangt. Man kann nicht zwei Sachen gleichzeitig hören und vergleichen, sondern immer nur hintereinander, und beim Hören des zweiten Samples hat man nur noch eine verblasste Erinnerung an das erste, die um so schwächer ist, je länger die dazwischen verstrichene Zeit ist.
Das führt dazu, dass man sich unsicher wird, ob zwei Samples nun gleich klingen oder unterschiedlich - und genau hier fängt unser Gehirn an, uns Streiche zu spielen, sodass wir oft selbst dann glauben, Unterschiede zu hören, wenn man zweimal dasselbe Sample hört.
Dabei lassen wir uns stark von anderen Faktoren beeinflussen:
Erwartungsshaltung Das Wissen allein, dass ein teures Kabel oder ein besonders edler Verstärker vor den Lautsprechern hängt, lässt die meisten Menschen bereits glauben, dass es besser klingt. Ebenso bei vollmundigen Ankündigungen („So, jetzt hören Sie sich aber mal das hier an!“) oder nach der Lektüre von
Testberichten, die meist große Erwartungen schüren (für mehr Infos, warum diese Testberichte meist rein erfunden sind, bitte auf den Link klicken.)
Auch der Mitläufereffekt spielt eine Rolle. Wenn ein anderer von den Unterschieden schwärmt, zweifelt man eher an der eigenen Urteilsfähigkeit („Warum höre ich das nur nicht? Ist mein Gehör zu schlecht“) und neigt dazu, sich die Unterschiede einzureden. Und nur wenige haben den Mut, zuzugeben, dass sie nichts hören - man will schließlich nicht als plumper Banause dastehen, dem das feine Gehör eines Audiophilen abgeht.
Unser Gehör unterliegt ganz natürlich Wahrnehmungsschwankungen: Die meisten Menschen glauben, dass eine andere Hörwahrnehmung immer eine physische Ursache haben müsste. Dabei ist unser Gehör viel zu unzuverlässig. Selbst wer mit derselben Anlage in unveränderter Aufstellung und Hörposition zwei Mal dieselbe Aufnahme hört, nimmt sie doch jedes Mal anders wahr - mal mehr und mal weniger stark. Unser Gehirn ist keine Maschine, in der immer dieselbe Software läuft, sondern während des Hörens verarbeitet unser Körper immer auch zahllose andere Reize, unsere Gedanken schweifen um andere Dinge, wir haben eine andere Stimmung, Müdigkeit usw. Nur allzu leicht schiebt man solche Wahrnehmungsschwankungen der Technik zu - dabei hat die daran gar keinen Anteil.
Häufig auch ist lediglich eine andere Lautstärke ausschlaggebend für den Unterschied. Eine winzige Erhöhung der Lautstärke um weniger als 1 dB ist kaum bewusst eindeutig wahrnehmbar, führt aber bereits zu einem besseren Höreindruck. Ein Verkäufer, der einen teuren Verstärker verkaufen möchte, braucht diesen also nur minimal lauter zu drehen als den anderen, und schon wird er als der bessere wahrgenommen. Daher sind Hörvergleiche im Grenzbereich ohne exakten Pegelausgleich sinnlos. Und das Gehör reicht hierfür nicht aus, weil es zu ungenau arbeitet, man benötigt ein Pegelmessgerät.
Und nicht zuletzt gibt es auch noch falsche Ursachenzuweisung: Es kommt laufend vor, dass es tatsächlich hörbare Unterschiede gibt - diese haben aber ganz andere Ursachen als die zu vergleichende Komponente. Schon das leichte Verschieben eines Lautsprechers, ein Bewegen des Kopfes um nur 10 cm, eine falsche Einstellung bei einem der Geräte oder ähnliches führt in vielen Fällen bereits zu deutlich hörbaren Veränderungen, die dann fälschlich dem verglichenen Produkt zugeschrieben werden. Immer wieder gibt es Leute, die Musik in einem völlig anderen Raum oder an völlig anderen Lautsprechern hören und die Wahrnehmung auf Verstärker, Kabel und ähnliches zurückführen. Solche Vergleiche sind einfach völlig sinnlos, denn selbst wenn es hier hörbare Unterschiede gibt, sind die winzigst im Vergleich zu anderen Umständen und gehen darin völlig unter.
All diese Faktoren führen dazu, dass die meisten Menschen sich sehr schnell Unterschiede im Klang einreden, die faktisch gar nicht existieren - und das ist der Grund, warum sich selbst völlig aberwitzige Voodoo-Produkte so hervorragend verkaufen.
Ein Weg, solche Produkte zu erkennen, ist die Anwendung gesunden Menschenverstandes und wissenschaftlicher Erkenntnis. Wie zum Beispiel soll ein Digitalkabel den Klang beeinflussen? Selbst mit billigsten USB-Kabeln werden seit 15 Jahren täglich millionenfach Daten übertragen, ohne jegliche Verluste. Dennoch gibt es Leute, die Stein und Bein schwören, hier gewaltige Unterschiede zu hören. Und auch die Zeitschriften sind sich nicht zu schade, solchen Unsinn zu verbreiten, etwa in der STEREO vom März 2010, wo bei einem Test von Ethernetkabeln dem Testsieger ein „natürlicherer, homogenerer Klang mit mehr Brust bei Männerstimmen“ attestiert wurde. Man stelle sich vor, die c't würde den damit übertragenen Word-Dateien weniger Rechtschreibfehler zuschreiben, oder Excel-Dateien eine präzisere Berechnung.
Leider sind nicht alle Voodoo-Produkte so leicht durchschaubar, insbesondere nicht von Menschen mit geringerem technischen Wissen und Interesse.
Hier bleibt dann nur der Blindtest.