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Was ist wichtig für guten Klang?

Die Hifi-Industrie (einschließlich der so genannten Fachzeitschriften und auch vieler Verkäufer) versucht den Kunden weis zu machen, dass jede technische Komponente einer Anlage komplexe Hochtechnologie sei, die massive Auswirkungen auf den Klang habe. Lautsprecher, Verstärker, CD-Spieler, Kabel, Hifi-Racks, … alles ist wichtig und nur wer alles perfekt aufeinander abstimmt und möglichst viel Geld ausgibt, landet im Hifi-Himmel.

Die Realität sieht völlig anders aus. Viele Komponenten einer Anlage haben so gut wie gar keinen Einfluss auf den Klang, und zahlreiche exklusiv umworbene Produkte für viele tausend Euro leisten klanglich oft nichts anderes als welche für ein paar Zehner (siehe auch Voodoo). Andere Dinge hingegen, mit denen sich kein oder nur schlecht Geld verdienen lässt, werden völlig ignoriert oder als unwichtig dargestellt.

Worauf kommt es also wirklich an, wenn ich guten Klang erzielen will?

Die folgende Aufstellung listet die Einflussfaktoren auf den Klang in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit auf. Die Reihenfolge ist nicht als einzig richtige zu sehen, man kann sicher streiten, ob ein Punkt nun auf Platz 2 oder 3 gehört. Aber er ist dennoch eine gute Orientierung, worauf man eigentlich genau achten muss beim Kauf einer Anlage - und bei deren Nutzung.

1. Die Raumakustik

Die Raumakustik ist der bedeutendste, aber selbst von vielen erfahrenen Hifi-Enthusiasten noch immer oft vernachlässigte Einflussfaktor. Selbst die teuerste Anlage der Welt klingt in einem miserablen Raum miserabel. Dabei ließen sich hier mit vergleichsweise bescheidenen finanziellen Mitteln große Verbesserungen erzielen.

2. Die Qualität des Tonmaterials

Die Musik oder der Filmton durchläuft auf dem Weg von seiner Entstehung bis zum Tonträger zahlreiche Verarbeitungsschritte:

  1. Es beginnt mit der Aufnahme (Akustik des Aufnahmestudios, verwendete Mikrofone und deren Anordnung, …),
  2. geht weiter bei der Abmischung - insbesondere der unsinnige Loudness War) macht leider viele populäre Aufnahmen unnötig schlecht.
  3. Und nicht zuletzt spielt natürlich auch die Speicherung auf einem Tonträger eine Rolle. Eine Schallplatte hört sich anders an als eine CD, und Downloads von oft miserablen YouTube-Videos versprechen auch keine audiophilen Hochgenüsse. (MP3 hingegen ist weitaus besser als sein Ruf! Hochwertige MP3s stehen CDs, FLACs und sogar High-Res-Aufnahmen in nichts nach.)

Leider hat man auf die ersten beiden Schritte als Konsument keinen Einfluss und auch auf den dritten nur bedingt. Wer gerne Metallica hören möchte, muss auf die vermarkteten Abmischungen zurückgreifen. Man kann höchstens auf andere Musik zurückgreifen - Besitzer hochwertiger Anlagen hören oft ganz andere Musik als die gängigen Stücke bekannter Künstler, die oft so abgemischt wurden, dass sie auf einfachen Anlagen gut klingen, dabei aber auf hochwertigen Anlagen kaum besser wirken, während sehr gute Aufnahmen erst auf einer solchen Anlage ihr ganzes Potenzial entfalten und Musik, die man normalerweise nie hören würde, zum echten Erlebnis werden kann.

3. Die Aufstellung

Die Aufstellung der Lautsprecher im Raum ist ebenfalls von überragender Bedeutung. Tipps zur optimalen Aufstellung gibt es hier.

4. Die Lautsprecher

Erst jetzt kommt der erste Einflussfaktor, den man im Hifi-Handel kaufen kann. Die Lautsprecher sind dabei unumstritten das Hifi-Produkt, das den mit Abstand größten Einfluss auf den Klang hat. Dementsprechend sollte hier in der Regel auch der Schwerpunkt des Budgets liegen. Tipps zur Auswahl der richtigen Lautsprecher gibt es hier.

5. Elektronische Klangveränderer

Hifi-Geräte verfügen häufig über diverse Einrichtungen, um den Klang zu beeinflussen. Das beginnt mit den normalen Bass- und Höhenreglern, wie sie die meisten Stereoverstärker haben, über Loudnessfunktionen und Equalizer bis hin zu komplexen Soundprozessoren (DSP) und Einmesssystemen.

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Danach kommt erst einmal lange nichts.

9. Der Verstärker

Der Verstärker ist die am meisten überschätzte Komponente einer Anlage. Fachzeitschriften, Verkäufer und Hifi-begeisterte Freunde und Kollegen überschlagen sich mit Superlativen, was teure Verstärker alles bewirken und zu welchen Wunderdingen sie fähig sind.

Dabei ist ihr Einfluss (wenn man von den zuvor erwähnten eventuell eingebauten Klangveränderern absieht) recht gering. In Blindtests werden regelmäßig selbst zwischen viele tausend Euro teuren High-End-Verstärkern und Einsteigergeräten keine Unterschiede gehört. Das ist auch logisch, denn ein Verstärker soll eigentlich nur das tun, was sein Name sagt: Verstärken, also die Amplitude des eingehenden Signals proportional erhöhen. Das ist im 21. Jahrhundert kein Hexenwerk mehr, und selbst preiswerte Geräte tun dies bereits auf einem sehr hohen, kaum mehr steigerbaren Niveau. Wichtig ist nur, dass der Verstärker die nötige Leistungsfähigkeit hat, um die Lautsprecher auf der gewünschten Lautstärke linear antreiben zu können. Daher kann es je nach Anforderungen durchaus ratsam sein, ein bisschen mehr Geld auszugeben. Aber viele teure und exklusive Produkte sind, wenn man von möglicherweise vorhandenen Qualitäten wie Design, Verarbeitung, Haptik, Service und Langlebigkeit absieht, reinstes Voodoo.

Eine Ausnahme bilden Röhrenverstärker. Diese erzeugen mehr oder weniger große Verzerrungen und haben daher unbestritten einen anderen Klang, der meist als wärmer und weicher beschrieben wird. Unter der Zielsetzung von „High Fidelity“ sind Röhrenverstärker suboptimal, dennoch mögen viele Musikhörer ihren Klang.

10. Weitere Elektronik

Alle weiteren heutzutage verkauften elektronischen Geräte haben einen noch geringeren Einfluss. CD-/DVD-/Bluray-Player, D/A-Wandler, Medienplayer usw. arbeiten in aller Regel praktisch perfekt - meist selbst dann, wenn es billige Chinaware ist. In Blindtests lassen sich so gut wie nie hörbare Unterschiede feststellen.

Ein paar Ausnahmen gibt es jedoch auch:

  1. Fehlkonstruktionen - mitunter gibt es tatsächlich Geräte, die Konstruktions- oder Herstellungsmängel aufweisen. Die Wahrscheinlichkeit, ein solches Gerät zu erwischen, ist bei billiger Fernostware natürlich höher. Aber auch kleine, teure Exklusivmarken sind hier bereits ins Fettnäpfchen getreten. Das geringste Risiko fährt man bei den bekannten großen Markenherstellern.
  2. Schallplattenspieler einschließlich Tonabnehmer und Phono-Vorverstärker - hier geht es vor allem um Mechanik, und da muss man für guten Klang meist relativ viel Geld ausgeben.
  3. Tonbandgeräte - spielen heute kaum noch eine Rolle, aber auch hier ist guter Klang meist teuer
  4. Kopfhörerausgänge - Die eingebauten Kopfhörerverstärker in einigen Geräten sind nicht immer hochwertig und können durchaus den Klang verschlechtern.

∞. Alles andere

Alles andere kann man komplett vernachlässigen. Insbesondere die häufig angebotenen teuren Kabel haben keinerlei Einfluss auf den Klang. Solange ein Kabel ausreichend dimensioniert und mechanisch stabil sowie je nach Anforderung ausreichend abgeschirmt ist, tut es ein billiges Kabel aus dem Baumarkt ebenso wie ein teures High-End-Produkt.