Wer für wenig Geld besten Klang will, kommt mit Gebrauchtware oft erheblich weiter. Dies gilt insbesondere für Lautsprecher und normale Stereoverstärker. Hier gibt es seit Jahrzehnten kaum noch technischen Fortschritt, und die Geräte sind meistens sehr langlebig. Viele High-End-Geräte aus den Siebzigern bis Neunzigern, die damals noch viele tausend oder gar zigtausend Mark gekostet haben, funktionieren wie am ersten Tag und sind von privat heute für unter hundert bis wenige Hundert Euro zu bekommen.
Allerdings hat der Gebrauchtkauf auch seine Tücken:
Zunächst gibt es zwei Gruppen von Verkäufern: Privatverkäufer und Händler.
Mitunter verkaufen Händler Geräte auch „im Kundenauftrag“. Hier sollte man vorsichtig sein, denn oft ist dies nur der Versuch, die gesetzliche Gewährleistung zu umgehen, indem der Händler nur als Vermittler auftritt und der Verkäufer eine Privatperson ist.
Das mit Abstand größte Angebot findet sich natürlich im Internet. Bekannte Quellen von Angeboten sind:
Wenn man in den Kleinanzeigenportalen kauft und die Ware versendet werden soll, empfiehlt sich eine Bezahlung per Paypal um das Risiko zu minimieren.
Lautsprecher eignen sich im Allgemeinen sehr gut für den Gebrauchtkauf. Sie sind sehr langlebig und halten meist problemlos 20 bis 50 Jahre. Zudem hat es in den letzten Jahrzehnten fast keinen technischen Fortschritt mehr gegeben, weswegen frühere High-End-Produkte nicht schlechter klingen als heutige.
Ihre größte Schwachstelle sind die Sicken der Chassis. In preiswerteren Lautsprechern wurden früher häufig Schaumstoffsicken verbaut, die mit der Zeit spröde werden und brechen können. Gummisicken halten hingegen nahezu ewig und sind auch Standard bei höherwertigen Lautsprechern. Bei persönlicher Begutachtung lässt sich das sehr einfach feststellen.
Defekte Sicken können meist auch relativ preiswert ersetzt werden. Es gibt diverse Dienstleister, die defekte Sicken gegen neue austauschen. Meist hat man danach viele Jahre ungetrübte Freude mit den Lautsprechern.
Ein anderer möglicher Defekt sind die Frequenzweichen, vor allem die Kondensatoren. Hier sind Defekte schwerer zu erkennen, allerdings zum Glück meist auch relativ preiswert zu beheben.
Verstärker sind im Schnitt nicht so langlebig wie Lautsprecher; kritische Punkte sind zum einen die mechanischen Potentiometer von Drehreglern für Lautstärke, Bass usw. und zum anderen Kondensatoren, die je nach Bauweise nach langer Zeit austrocknen können. Dennoch gibt es ein gutes Angebot von sehr soliden Verstärkern, die auch nach Jahrzehnten noch gut funktionieren. Zudem ist auch hier der technische Fortschritt gering. Neuerungen wie Digitaleingänge lassen sich durch preiswerte externe Wandler ergänzen.
AV-Receiver sind sowohl vom Werteverfall aufgrund technischen Fortschritts als auch von der Gefahr eines Defekts erheblich mehr betroffen. Die großen Hersteller bringen jedes Jahr neue Modelle auf den Markt, mit jeweils neuen Features und Anschlüssen. Nach fünf bis zehn Jahren sind die Geräte daher veraltet und in Verbindung mit einem modernen Gerätepark kaum zu gebrauchen. Zudem ist aufgrund der erheblich höheren technischen Komplexität das Risiko von Defekten deutlich größer. Bei Einsteigergeräten kommt ein solcher Defekt dann in der Regel einem Totalschaden gleich. Andererseits spiegelt sich dies auch im Preis wieder. Wer daher auf die neuesten technischen Features verzichten kann, bekommt sehr ordentliche und leistungsfähige Geräte nach einigen Jahren bereits zu einem Bruchteil des Neupreises. Selbst im Falle eines Defekts hat man damit unter Umständen viel Geld gespart, denn wenn man für ein ähnlich leistungsstarkes Neugerät das fünffache zahlt, kann man ein defektes Gerät für das gesparte Geld gleich mehrfach ersetzen. Bei einem gebrauchten AVR sollte man darauf achten, dass das komplette Zubehör (wichtig: Einmessmikrofon) vorhanden ist.
Wer nur auf gutes Bild und guten Ton aus ist, kann mit Gebrauchtware nicht sehr viel sparen, da bereits die billigsten Neugeräte für unter 100 € in dieser Hinsicht quasi perfekt sind. Anders sieht es aus, wenn man auf Optik und Haptik, hochwertige Gehäusefronten, schnelle und einfache Bedienung usw. setzt; diese sind oft nur bei hochpreisigen Geräten gegeben. Wenn ein solches Gerät auf dem Gebrauchtmarkt mit den gewünschten Ausstattungsmerkmalen günstig angeboten wird, kann man meist recht bedenkenlos zuschlagen. Defekte sind vergleichsweise selten und angesichts geringer Preise im Notfall auch relativ leicht zu verschmwerzen.