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zielkurven

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zielkurven [2019/01/11 21:28] – [Hauskurve] Hinweis für Einsteiger dadof3zielkurven [2022/02/06 16:07] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
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 Raumkorrektursysteme versuchen, die Ungleichmäßigkeiten im Frequenzgang, die der Raum durch seine frequenzabhängig unterschiedlichen Reflexionen verursacht, auszugleichen, so dass am Hörplatz ein glatter Frequenzgang ankommt. Dabei ist der angestrebte Frequenzgang nicht immer horizontal. Bei vielen Systemen (insbesondere in den AVR eingebaute) ist die Kurve vorgegeben, oder man kann nur aus zwei Alternativen wählen (etwa bei Yamaha YPAO "linear" und "natürlich"). Andere Systeme wie zum Beispiel Dirac-Live oder neuere Audyssey-AVR von Denon & Marantz hingegen erlauben, auch individuelle Kurven einzustellen, so genannte "Hauskurven". Raumkorrektursysteme versuchen, die Ungleichmäßigkeiten im Frequenzgang, die der Raum durch seine frequenzabhängig unterschiedlichen Reflexionen verursacht, auszugleichen, so dass am Hörplatz ein glatter Frequenzgang ankommt. Dabei ist der angestrebte Frequenzgang nicht immer horizontal. Bei vielen Systemen (insbesondere in den AVR eingebaute) ist die Kurve vorgegeben, oder man kann nur aus zwei Alternativen wählen (etwa bei Yamaha YPAO "linear" und "natürlich"). Andere Systeme wie zum Beispiel Dirac-Live oder neuere Audyssey-AVR von Denon & Marantz hingegen erlauben, auch individuelle Kurven einzustellen, so genannte "Hauskurven".
  
 +Viele Benutzer fragen sich daher, welche Zielkurven sie überhaupt anwenden sollen. 
 =====Hauskurve===== =====Hauskurve=====
 +
 +Als Hauskurve (engl. //house curve//) wird eine für den individuellen Raum und Lautsprecher angepasste Zielkurve für ein Raumkorrektursystem (oder auch einen Equalizer) bezeichnet- Diese verläuft oftmals nicht horizontal linear, wird aber dennoch von den Zuhörern so empfunden.  
 +
 +=====Wozu Hauskurven? Ist nicht linear immer das beste?=====
 <WRAP center round tip> <WRAP center round tip>
 Die folgenden Ausführungen sind vor allem für interessierte Anwender gedacht, die das Thema und auch die Hintergründe und Ursachen verstehen wollen.  Die folgenden Ausführungen sind vor allem für interessierte Anwender gedacht, die das Thema und auch die Hintergründe und Ursachen verstehen wollen. 
  
-Für alle anderen reicht womöglich die Kurzfassung: Für eine optimale, Hifi-gerechte Wiedergabe von Musik und Film ist am Hörplatz meistens kein horizontal verlaufender Frequenzgang optimal, sondern ein stetig abfallender (so genannte Ski-Slope-Kurve). Die Zielkurve sollte um so steiler abfallen, je größer der Nachhall im Raum ist und je stärker die Lautsprecher bündeln. </WRAP>+Für alle anderen reicht womöglich die Kurzfassung: Für eine optimale, Hifi-gerechte Wiedergabe von Musik und Film ist in normalen Wohnräumen am Hörplatz meistens kein horizontal verlaufender Frequenzgang optimal, sondern ein stetig abfallender (so genannte Ski-Slope-Kurve). Die Zielkurve sollte um so steiler abfallen, je größer der Nachhall im Raum ist und je stärker die Lautsprecher bündeln. 
  
-Als Hauskurve (engl. //house curve//) wird eine für den individuellen Raum und Lautsprecher angepasste Zielkurve für ein Raumkorrektursystem (oder auch einen Equalizer) bezeichnetDiese verläuft oftmals nicht horizontal linear, wird aber dennoch von den Zuhörern so empfunden.  +Man sollte sich jedoch noch Gedanken machen, ob man den gesamten Frequenzbereich korrigieren will oder nur den Bass siehe [[Korrekturbereich]].</WRAP>
  
-=====Wozu Hauskurven? Ist nicht linear immer das beste?===== +Zunächst einmal erlauben diese Hauskurven natürlich, den Klang an den persönlichen Geschmack anzupassen. Vor allem wenig trainierte Hörer mögen oft eine extra Schippe Bass((Toole, Floyd E: The Measurement and Calibration of Sound Reproducing Systems, in: Journal of the Audio Engineering Society 63(7/8):512-541, August 2015, http://www.aes.org/e-lib/download.cfm/17839.pdf?ID=17839)), andere möchten etwas mehr Brillanz im Hochton oder sind hier im Gegenteil sehr empfindlich. Diesen Aspekt wollen wir aber im Weiteren ignorieren.
-Zunächst einmal erlauben diese Hauskurven natürlich, den Klang an den persönlichen Geschmack anzupassen. Vor allem wenig trainierte Hörer mögen oft eine extra Schippe Bass((Toole, Floyd E: The Measurement and Calibration of Sound Reproducing Systems, in: Journal of the Audio Engineering Society 63(7/8):512-541, August 2015, https://www.researchgate.net/publication/283039780_The_Measurement_and_Calibration_of_Sound_Reproducing_Systems)), andere möchten etwas mehr Brillanz im Hochton oder sind hier im Gegenteil sehr empfindlich. Diesen Aspekt wollen wir aber im Weiteren ignorieren.+
  
 Doch auch, wenn man persönlichen Geschmack außen vor lässt und "High Fidelity", also die möglichst originalgetreue Wiedergabe, anstrebt, sind Hauskurven sinnvoll. Doch auch, wenn man persönlichen Geschmack außen vor lässt und "High Fidelity", also die möglichst originalgetreue Wiedergabe, anstrebt, sind Hauskurven sinnvoll.
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 In Systemen mit selbst einstellbarer Zielkurve wäre es demgemäß logisch, eine horizontal verlaufende Gerade als Zielkurve anzugeben.  In Systemen mit selbst einstellbarer Zielkurve wäre es demgemäß logisch, eine horizontal verlaufende Gerade als Zielkurve anzugeben. 
  
-Faktisch sind jedoch dann viele vom Ergebnis enttäuscht; es klingt ihnen zu hell / höhenbetont und zu bassarm. Bevorzugt wird viel mehr ein Verlauf mit mehr Bass und weniger Höhen((Toole, Floyd E.: //Loudspeaker Measurements and Their Relationship to Listener Preferences: Part 2//, Journal of the Audio Engineering Society, Vol. 34, No. 5, 1986 May, https://drive.google.com/file/d/0B7x-ehsxKZ5xdXZMMUs1NENpU3M/view)) :+Faktisch sind jedoch dann viele vom Ergebnis enttäuscht; es klingt ihnen zu hell / höhenbetont und zu bassarm. Bevorzugt wird viel mehr ein Verlauf mit mehr Bass und weniger Höhen:((Toole, Floyd E.: //Loudspeaker Measurements and Their Relationship to Listener Preferences: Part 2//, Journal of the Audio Engineering Society, Vol. 34, No. 5, 1986 May, https://drive.google.com/file/d/0B7x-ehsxKZ5xdXZMMUs1NENpU3M/view))
 {{ :wiki:subjectively-preferred-room-curve-targets.png?direct&600 |}} {{ :wiki:subjectively-preferred-room-curve-targets.png?direct&600 |}}
  
-Auch in Hörversuchen (zunächst von Bruel & Kjaer 1974((Møller, Henning: //Relevant loudspeaker tests in studios inHi-Fi dealers' demo rooms in the home etc. using 1/3 octave, pink-weighted, random noise//. Paper  presented at the  47th Audio  Engineering Society Convention, 1974-02-26/29, Copenhagen (Denmark), https://www.bksv.com/media/doc/17-197.pdf)), 1986 auch von Toole und Olivehat sich gezeigt, dass eine am Hörplatz gemessene horizontale Zielkurve in vielen Räumen von dem meisten Hörern nicht als Ideal wahrgenommen wird, sondern die Mehrheit der Zuhörer eine von den tiefen zu den hohen Frequenzen hin gleichmäßig flach abfallende Zielkurve gefällt. Die Hörer nehmen diese dabei gar nicht als abfallend wahr, sondern als horizontal verlaufend. +Auch in Hörversuchen (zunächst von Bruel & Kjaer 1974((Møller, Henning: //Relevant loudspeaker tests in studios inHi-Fi dealers' demo rooms in the home etc. using 1/3 octave, pink-weighted, random noise//. Paper  presented at the  47th Audio  Engineering Society Convention, 1974-02-26/29, Copenhagen (Denmark), https://www.bksv.com/media/doc/17-197.pdf)), 1986 auch von Toole und Olivehat sich gezeigt, dass eine am Hörplatz gemessene horizontale Zielkurve in vielen Räumen von den meisten Hörern nicht als Ideal wahrgenommen wird, sondern die Mehrheit der Zuhörer eine von den tiefen zu den hohen Frequenzen hin gleichmäßig flach abfallende Zielkurve gefällt. Die Hörer nehmen diese dabei gar nicht als abfallend wahr, sondern als horizontal verlaufend. 
  
 =====Warum ist das so?===== =====Warum ist das so?=====
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 Man kann beim Klang am Hörplatz drei Kategorien des ankommenden Schalls unterscheiden: Man kann beim Klang am Hörplatz drei Kategorien des ankommenden Schalls unterscheiden:
-** Den Direktschall +   den Direktschall; 
-** Die frühen Reflexionen, die nur einmal an einer Wand, der Decke, dem Fußboden oder Tischen, Fenstern usw. gespiegelt werden, bevor sie zum Ohr (oder Mikrofon) gelangen. +   die frühen Reflexionen, die nur einmal an einer Wand, der Decke, dem Fußboden oder Tischen, Fenstern usw. gespiegelt werden, bevor sie zum Ohr (oder Mikrofon) gelangen; 
-** Die späten Reflexionen, die mehrfach auf Reflexionsflächen getroffen sind, bevor sie unser Ohr/Mikrofon erreichen. +   die späten Reflexionen, die mehrfach auf Reflexionsflächen getroffen sind, bevor sie unser Ohr/Mikrofon erreichen. 
 Toole hatte 1986 gezeigt, dass in typischen privaten Hörraumen der Reflexionsschall beider Kategorien zu den hohen Frequenzen hin abfällt((Toole, Floyd E.: //Loudspeaker Measurements and Their Relationship to Listener Preferences: Part 2//, Journal of the Audio Engineering Society, Vol. 34, No. 5, 1986 May, https://drive.google.com/file/d/0B7x-ehsxKZ5xdXZMMUs1NENpU3M/view))  Toole hatte 1986 gezeigt, dass in typischen privaten Hörraumen der Reflexionsschall beider Kategorien zu den hohen Frequenzen hin abfällt((Toole, Floyd E.: //Loudspeaker Measurements and Their Relationship to Listener Preferences: Part 2//, Journal of the Audio Engineering Society, Vol. 34, No. 5, 1986 May, https://drive.google.com/file/d/0B7x-ehsxKZ5xdXZMMUs1NENpU3M/view)) 
  
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 Toole und Olive haben zudem die sogenannte "Harman-Kurve" veröffentlicht, welche nicht stetig fallend ist, sondern im mittleren Frequenzbereich horizontal verläuft, im Bass dafür stärker ausgeprägt ist und im Hochton wieder abfällt: {{ :wiki:harman-target-curve.png?direct&600 |}} Toole und Olive haben zudem die sogenannte "Harman-Kurve" veröffentlicht, welche nicht stetig fallend ist, sondern im mittleren Frequenzbereich horizontal verläuft, im Bass dafür stärker ausgeprägt ist und im Hochton wieder abfällt: {{ :wiki:harman-target-curve.png?direct&600 |}}
-Diese orientiert sich näher an den festgestellten Präferenzen der Hörer, auch wenn es keine Erklärung dafür gibt. Man sollte die dB-Angaben nicht zu genau befolgen, denn wie bereits klar geworden sein sollte, ist so eine Kurve immer raumabhängig. +Diese orientiert sich näher an den festgestellten Präferenzen der Hörer, auch wenn es keine klare Erklärung dafür gibt.((Eine Vermutung für die starke Präferenz zu mehr Bass auch bei den trainierten Hörern ist, dass die Toningenieure bassscheu abmixen, um den oft zu bassstarken Anlagen und Hörbedingungen (Raummoden) vieler Hörer entgegen zu wirken.)) Man sollte die dB-Angaben nicht zu genau befolgen, denn wie bereits klar geworden sein sollte, ist so eine Kurve immer raumabhängig. Zudem bevorzugen trainierte Hörer weniger Bass als untrainierte
zielkurven.1547238519.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/02/06 16:01 (Externe Bearbeitung)