Hier eine ursprünglich von User burkm im Hifi-Forum verfasste und leicht bearbeitete Anleitung für den Einmessvorgang an AVRs mit Audyssey als Einmesssystem. Die Grundlagen sind natürlich auch auf andere Systeme (z. B. Advanced MCACC) mit Mehrpunkteinmessung anwendbar.
Das Mikro sollte bei jeder Messung in der Position senkrecht nach oben zur Decke ausgerichtet sein. Mikro bei den Messungen nicht in der Hand halten und nicht auf irgendwelchen Gegenständen (Bücher, Kartons, Kisten, Blumenständer usw) platzieren. Günstig: Mikrofonstativ mit Galgen (Ausleger) oder Kamerastativ usw. Während der Messung sollte man sich nicht zwischen Mikro und den Lautsprechern (inkl. Subwoofer) aufhalten, generell nicht in der Nähe des Mikros. Jegliche Störgeräusche bei den Messungen in der Umgebung vermeiden, da diese evtl. als Teil der Messantwort interpretiert werden könnten.
Voreinstellungen am AV-Receiver haben keinerlei Einfluss, da der Einmessalgorithmus alle eigenen Voreinstellungen während der Messungen unberücksichtigt lässt.
Den Sub sollte man mit seinem rückwärtigen Pegelsteller im unteren Bereich voreinstellen (ca. „9:00 Uhr“; siehe auch Subwoofereinstellungen). Einen mögliche Tiefpassfilter am Subwoofer sollte man entweder ganz abschalten (LFE-Modus) oder auf den höchstmöglichen Wert einstellen und später auch nicht mehr antasten. Möbel, größere Deko-Gegenstände, Aufstellpositionen der LS und des Subs sowie die Hör-/Messposition usw. sollte man dort belassen, wo sie ansonsten beim Hören normalerweise stehen.
Hier werden Entfernung/Laufzeitverzögerung, Pegel, Phase und Eckfrequenzen der beteiligten Lautsprecher erfasst (Messimpulse). Mikro auf Ohrhöhe und exakt mittig am „idealisierten“ (Hör-)Platz, wo sich ein/der Kopf beim Hören/Sehen befindet (befinden würde). Abstände von Lehne / Rückwand / Flächen usw. egal.
Hier werden die Daten für die Frequenzkorrektur der einzelnen LS und des/der Sub(s) erfasst (Messimpulse). Es gilt zur Vermeidung von „fehlerhaften“ Daten ein paar Grundregeln zu beachten.
Reihenfolge der Messpositionen und „genaue“ Platzierung nach irgendwelchen Schemata usw. weitgehend egal. In der Summe sollte die Messung aber symmetrisch ein „3D-Elipsoid“ bezogen auf die 1. Messposition beschreiben. Immer alle möglichen Messdurchgänge nutzen und nicht wiederholt die gleiche Position messen.
Das Mikro jeweils symmetrisch bezogen auf die 1. Messung platzieren mit einem Mindestabstand zur (Rück-)Wand oder sonstigen größeren Flächen von ca. 40 cm und einer eventuell vorhandenen Rückenlehne von ca. 10 cm. Normalerweise befindet sich der Kopf/Ohren ja etwas erhöht über einer „normalen“ Sitzlehne. Bei sog. „Hochlehnern“ entweder vor der Messung eine entfernbare Kopfstütze entfernen oder einen Mindestabstand von ca. 30-40 cm bei den Messungen einhalten (Messungen nach vorne verschieben). Ist der Abstand zur Rückwand / Fläche < ca. 40 cm die Messung entsprechend nach der entgegengesetzten Seite verlagern.
Ansonsten gilt es in etwa den normalen „Aufenthaltsort“ des Kopfes (der Köpfe) beim Hören mit üblichem Bewegungsspielraum abzudecken, also bei einer Einzelperson ca. 30 cm rechts und links und ca. 15 cm nach oben und unten sowie ca. 15 cm nach hinten und ca 30 cm nach vorne. Hören normalerweise zwei Personen gleichzeitig, wäre statt der 30 cm beispielsweise eine seitliche Ausdehnung von ca. 50-60 cm rechts und links von der 1. Messposition zu erfassen. Ich versuche das immer als „Wolke“ um die 1. Messposition herum zu beschreiben. Hierzu findet man eine Vielzahl von möglichen Mess-Schemata, die meist irgendwelche Vorlieben des jeweiligen Verfassers darstellen, manchmal aber auf Missverständnissen des Messvorgangs beruhen. Keine noch weiter außen liegenden Messpositionen benutzen, da ansonsten das Messresultat unerwünschterweise „verwässert“ wird.
Je größer die abgedeckte Fläche ist, umso mehr Kompromisse müssen bei der Filterkorrektur gemacht werden.
Das Mikrofon würde bei Sitzposition in direkter Wandnähe positionsabhängig einen erhöhten Basspegel (Annäherung Druckmaximum an Wänden / großen Flächen) erfassen und den Bass in der Korrekturkurve unerwünschterweise absenken. Es ergäbe sich zudem eine starke Abhängigkeit von der aktuellen Sitzposition, was kontraproduktiv wäre. Eine textile oder lederne Sofalehne / Fläche (auch größere Kissen usw) generell in der unmittelbaren Umgebung des Mikros würde dort den Mitten-/Höhenanteil ungleichmäßig beeinflussen (reflektieren / dämpfen) und zu Fehlmessungen derselben führen. Deswegen gilt es hier, Mindestabstände einzuhalten, da das Mikrofon auf Grund seiner Ausrichtung überwiegend den Diffusschallanteil im Raum erfasst und durch Nahfeldeffekte negativ beeinflusst werden könnte.
Falls bei der Messung Möbelstücke, Geschirr oder andere Gegenstände durch die Messtöne angeregt zusätzlich mitschwingen und Geräusche von sich geben, die Messung abbrechen und die jeweiligen Teile mechanisch beruhigen. Schrankrückwände kann man mittels Schaumstoff zwischen Rückwand und Wand ruhig stellen. Bei klirrenden Gläsern reicht es meist, diese so zu stellen, dass sie sich nicht berühren.
Hörpositionen in direkter Wandnähe oder mittig im Raum sind problematisch (optimaler Abstand ca. 40 % des Abstandes Vorder-/Rückwand, jeweils von der Vorderwand oder der Rückwand aus gemessen), da sie sich negativ auf die Linearisierung des Bassfrequenzgangs auswirken (können). Hinsichtlich des Basspegels sind auch die Aufstellpositionen der LS und des Subs relevant, da sie bei Annäherung an große Flächen (Wände) zur Bassanhebung führen und damit auch Dröhnfrequenzen (Raummoden) verstärken können.
Eine symmetrische Ausrichtung der Aufstellung und Hörposition unterstützt die Ausgewogenheit des Klangbildes (und reduziert erforderliche Korrekturen).
Auf Grund der ermittelten Eckfrequenzen gibt die Audyssey-Einmessung die unterste sinnvolle Übergangsfrequenz zwischen den einzelnen Hauptlautsprechern und dem Subwoofer an. Es empfiehlt sich, die ermittelte Frequenz probeweise zu variieren, da andere Einstellungen als besser empfunden werden. Eine Absenkung der Frequenz unter den empfohlenen Wert birgt die theoretische Gefahr, dass die Lautsprecher überbeansprucht werden könnten, da Audyssey dann ihren natürlichen Bassabfall zu kompensieren versucht. In der Praxis sind solche Fälle im Hifi-Forum jedoch nicht bekannt geworden.
Eine eventuelle „Fehlmessung“ (größere Entfernung) der Distanz des Subs sollte nicht (!) korrigiert werden, da hierbei Phasenabweichungen zu den LS einbezogen / korrigiert werden.
Eine deutlich zu kurz eingestellte Entfernung des Subs nach den Messungen deutet auf unerwünschte Körperschallübertragung zum Mikro hin und muss durch Änderungen im Raum und der Montage des Mikros korrigiert werden (nicht des Wertes!).
Bei den meisten Geräten kann man zwei vorgegebene Korrekturkurven für die Audyssey-Abstimmung anwählen: „Audyssey/Standard“ oder „Music/Flat“. Die Auswahl kann nach persönlichem Hörgeschmack erfolgen. Bass- und Höhenregler kann man nachträglich benutzen, um das Klangbild nach seinem Hörgeschmack anzupassen. Den Basspegel kann man auch am AVR (möglichst nicht am Subwoofer!) nachträglich noch anpassen, je nach Hörgeschmack. Audyssey DynamicEQ ist die gehörrichtige frequenz- und pegelabhängige Lautstärkekorrekur. Anhand des zugehörigen Referenzpegels kann man diese gegebenenfalls noch an seinen persönlichen Hörgeschmack anpassen. Ab eingemessenem Referenzpegel ist diese normalerweise deaktiviert.
Bei richtiger Einstellung und ansonsten optimalen Aufstellbedingungen kann der DynamicEQ (bei Film) eigentlich immer aktiv bleiben, bei Musik nicht ganz so einfach, da es dort anders als beim Film keinen Referenzpegel gibt. DynamicVolume reduziert die Dynamik des Quellmaterials, wenn diese als zu hoch empfunden wird (insbesondere wenn man mit Rücksicht auf Nachbarn etc. eher leise hören muss). In Stellung „leicht“ wird dabei auch die Dialogverständlichkeit erhöht. Auch hier spielt der persönliche Hörgeschmack wieder eine relevante Rolle.
Zu guter Letzt mit dem eingemessenen Resultat eine Zeit lang probehören, bevor man Änderungen vornimmt.